Kultur entsteht da, wo nicht alle gleicher Meinung sind.

*.kontrovers 1. Potsdam ist die Landeshauptstadt mit Geschichte. Vor ca. 1.100 Jahren wurde Potsdam („Bei der Eiche“) gegründet, hatte also schon einige Jubiläen hinter sich, als dann Aachen, Speyer und Berlin gegründet wurden. Den für uns wichtigsten Teil der Stadt schrieb sicherlich König Friedrich Wilhelm I. von Preussen („der Soldatenkönig“), sein Sohn Friedrich II. (der alte Fritz oder Friedrich der Große) und König Friedrich Wilhelm II. Alles was Preussen ausmacht, die sprichwörtliche Tugend, Pünktlichkeit und Ordnung hat seinen kulturellen Ursprung im preussischen Militarismus des 18. Jahrhunderts. Schloss Sanssouci, das Holländerviertel, die königlichen Parkanlagen, der Winzerberg und viele weitere Zeugen Preussischer Kultur bilden heute das UNESCO Weltkulturerbe inmitten unserer täglichen Lebenswege. Wir spazieren von der Wohnung zum Einkaufen und in die Kneipe täglich durch das Weltkulturerbe. Das ist großartig!
Nun hat Potsdam aber auch eine jüngere Geschichte und die spielt in der DDR. Verglichen mit der Geschichte der Stadt ist diese Episode (1961-1989) eher kurz und auch schon wieder 30 Jahre her. Für einen bedeutenden Teil der Menschen in Potsdam ist diese Zeit die Heimat. Heimat der Gefühle, der Jugend, der Ausbildung, der Familiengründung, des Erwerbs- und Kulturlebens. Heimat und Identität. Heimat; Ort der Erinnerung und Ankerpunkt der persönlichen Geschichte.


*.kontrovers 2. An der Frage, ob die alte Fachhochschule erhalten und saniert oder abgerissen und vergessen werden soll, da schieden sich die Geister. Für die einen lebten in den brüchigen Gemäuern kostbare Erinnerungen, für die anderen stand da nur betongewordene Hässlichkeit im Wege. Das neue Ensemble Am Alten Markt – Museum Barberini, Nikolaikirche – Landtag hat nach dem Abriss der alten Fachhochschule bedeutend an Größe gewonnen – aber nur für die einen. Je weiniger alte identitätsstiftende Gebäude aus der DDR übrig sind, desto mehr kulminiert der kulturelle Überlebenswille in diesen weniger werdenden Betonbauten. Das alte Interhotel, heute Mercure, das alte Rechenzentrum, heute Kreativ- und Künstlerzenrum und das Minsk – sie sind die letzten Vertreter der Ostmoderne.
*.kontrovers 3. Plattenbau.
